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Jede Epoche hat ihre Helden, jede Ära ihr Gesicht. Oft kritisiere ich die immer wiederkehrenden Gesichter bei den WWE-PPV’s, die schon langsam aber sicher Mark-Out-resistent machen. Jedes Mal aufs Neue ziehen ein Foley oder ein Hogan auch nicht (ich möchte Hogan hier in keinster Weise mit „Foley is God“ vergleichen, nur zur Klarstellung). Aber nur weil die WWE dieses Einsatzmittel überreizt wird es dadurch nicht schlechter.
Unterschätze nie die Kraft der Nostalgie.
Genau deshalb will ich diesen Baustein auch in meinem PPV haben. Diesen Baustein, der sonst mittelmäßig bis gute PPV-Card ins „epochale“ hieven sollen. Ein Name, ein Star. Vielleicht auch ein Aufeinandertreffen, dass es so noch nie gegeben hat. Jeder wird sich noch an den „Washington Horror“ erinnern den Tag, an dem man den Summerslam von Hogan und Shawn Michaels headlinen ließ und, wie formulier ich’s, den falschen Sieger wählte. So sehr ich eben diesen Sieger auch hasse er hat verdammt noch mal seine Berechtigung in diesem Business und war von enormer Bedeutung zu seiner Zeit. Eben. Zu seiner Zeit.
Die Stars und ihre Zeit
Hulk Hogan war eine Ikone und mit seiner Figur revolutionierte Vince McMahon das, was man bisher nur als „Wrestling“ kannte. Wrestling bekam ein neues Gimmick und man nannte es „Sports-Entertainment“ mit Hogan als Galionsfigur. Sein Sieg über den Iron Sheik läutete das ein, was wir in weiterentwickelter Form noch heute erleben. Die 80er und frühen 90er lebten von Typen wie Hogan. Bunt, schrill, überzogen die Leute haben sie geliebt, egal ob als Heel oder als Face. Beim Macho Man Randy Savage bspw. spielte es gar keine Rolle, ob er denn nun gerade gut oder böse war, das Publikum liebte ihn und kaufte Eintrittskarten, nur um ihn zu sehen. Das Tolle an dieser Zeit war, dass man nach einem speziellen Strickmuster die Stars ständig neu kreieren konnte. Eine kurzlebige, aber dennoch erfolgreiche und bedeutende Kreation war der Ultimate Warrior. Ein Monster, bunt, schrill und unbegabt, aber egal, das Publikum liebte ihn und störte sich nicht einmal daran, dass er ihren unantastbaren Hulk Hogan besiegen durfte. Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit. Ich war jung und Wrestling hatte dieses leicht Verbotene. Es kam aus dem fernen Amerika und wurde nicht auf ARD oder ZDF übertragen. Man brauchte schon eine Satellitenschüssel, was alles andere als üblich war. Darüber hinaus lief es meist zu nachtschlafender Zeit. Aber trotzdem oder gerade deswegen bin ich dem Sport verfallen. Wie sehr man sie auch heute bashte, damals waren es Männer wie Hulk Hogan, Randy Savage und der Ultimate Warrior, die mich fesselten und letztendlich erst mein Interesse an dem weckten, über das ich hier und heute schreibe.
Das Interesse geweckt, dass haben diese Männer zweifelsohne. Doch wie kam es, dass ich nicht, wie so viele, mit 14 den Absprung schaffte oder vielleicht mit 16 oder endgültig mit 18? Das lag an einer Entwicklung, die die schrillen, bunten, untalentierten Männer ablöste in Fachkreisen auch „Attitude Ära“ genannt. Wie einleitend beschrieben hatte auch diese Ära ihre Gesichter und Galionsfiguren. Was oft in den Geschichtsbüchern und wehmütigen Rückblicken als Ende der Sports-Entertainment-Zeit und Anfang der Attitude betrachtet wird ist die legendäre „Austin 3:16“ Rede beim King of the Ring 1996. Im Nachhinein war es zwar eine erstklassige Promo von Steve Austin, wie er aber dadurch eine neue Ära einläuten und sich gleichzeitig zum Vater dieser werden lassen konnte, ist mir mit 10jährigem Abstand schleierhaft. Es geht hier aber nicht ums „Wie“, sondern ums „Ob“ und daran gibt es keinen Zweifel. Steve Austin war der Vorreiter für Stars wie John Cena, Carlito oder Chris Jericho. Steve Austin war der böse Heel, der irgendwann einfach zu cool wurde um weiter Heel zu sein. Bei seinem WWF-Debut als „Ringmaster“ hätte das wohl niemand erwartet. Da gibt es aber noch so ein Beispiel. Sein Name war Rocky Maivia und er gehörte zu dieser Art Faces, die von Sekunde 1 an nervten. Man machte in den Folgeschritten aber alles richtig und kreierte mit Rocky’s Heelturn den zweiten großen „Überstar“ der Attitude-Zeit. The Rock und Stone Cold Steve Austin das war noch was, das war Entertainment, das fesselte mich auch über das Teenageralter hinaus an WWE. Anders als zu Hogan-Zeiten hatte man hier allerdings kein Muster, nach dem man Stars erschuf, die Gimmicks hatten Hochkonjunktur. Aus eben dieser erwuchs der dritte Star dieser Zeit, in keinster Weise mit irgendetwas bisher Dagewesenem zu vergleichen. Sein Name war Mankind und er war eine Multiple Persönlichkeit (wusste man allerdings damals noch nicht). Mankind zu beschreiben, erspare ich mir an dieser Stelle. Dass ihn eine Socke zu Weltruhm verholfen hat, muss ich allerdings einfach dazusagen. Die Attitude Zeit war wohl die bisher schönste in meiner Karriere als Wrestling-Fan und was ich besonders an dieser Zeit liebte waren die unklaren Strukturen, die Tweener und der ständige voller Überraschungen steckende Wandel in den Shows.
Das Match die Motivation
Was also liegt näher, als diese beiden prägenden Zeiten, vertreten von ihren Galionsfiguren, gegeneinander antreten zu lassen? Zelebrieren müsste man beim Aufbau eines solchen Matches den Aufbau, die Entstehung der Teams. Kein 2006er Hogan oder ein ganzkörpertätowierter the Rock. 6 Stars zu ihren Hochzeiten, keine festen Heel/Face-Grenzen, einfach nur Vertreter ihrer Zeit. Schillernde Paradiesvögel treffen auf kantige Charaktere. Comic trifft auf Thrill, Disneyland auf Elm-Street. Dass dieses Match wrestlerisch kein Highlight werden kann, steht außer Zweifel, aber in Hallen mit gewilltem Publikum und einer schönen Front zwischen den Entertainern und der Attitudlern entstünde etwas Gigantisches.
Die Vision
...bedarf kaum einer Erläuterung, denn jeder der die Zeiten kennt, die Stars auf ihrem Zenit, der hat die Bilder vermutlich vor Augen. Eingeleitet würde das Match durch langatmige Einmärsche, das Zelebrieren der eigenen Person. Promos um sich, den Gegner und das Publikum anzuheizen sind der Anfang, ein erbitterter Kampf voller Posen, Signature Moves und Catchphrases das Ende. Begleitet wird das Match von unzähligen Eingriffen, wie bspw. vom Honky Tonk Man, Roddy Piper oder Brutus Beefcake für die Entertainer und Kane, Triple H und Mark Mero auf Seiten der Attitudler. Zum Schluss triumphiert natürlich Austin über den Hulkster und alle Welt, inklusive mir sind gesättigt alle Mädels wieder Groupies und alle Männer wieder Marks.
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